Den Internetprovider zu wechseln kann problematisch sein. Daher beschloss ich, als die alte Infrastruktur mit ISDN, Splitter, NTBA usw. endgültig nicht mehr zeitgemäß war, weiterhin bei der Telekom zu bleiben auch wenn ein Wechsel mir vielleicht einige Euro gespart hätte – aber was sind ein paar gesparte Euro im Vergleich dazu, dass dann zur Zeit der Umstellung vielleicht eine oder zwei Wochen gar nichts mehr geht – man hört so dies und jenes.
Also, weiterhin Telekom, schließlich läuft das zuverlässig und vielleicht haben die sich ja in den Jahren auch gebessert. Meine diesbezüglichen, fast schon traumatischen Erlebnisse liegen mittlerweile so weit zurück, dass ich darüber hinweg sehen konnte. Und zufällig ruft genau in der Zeit derartiger Überlegungen jemand von der Telekom an, ist nett, fast witzig und bietet mir einen neuen, schnellen und zeitgemäßen Anschluss, bereits nächsten Freitag – wie hört sich das für Sie an, fragt er mich. Ich schließe ab, kaufe mir einen schicken Router und warte auf Freitag.
Der Tag der Umstellung kommt, ab 10:30 geht nichts mehr auf der alten Leitung, ok, wäre nett gewesen, kurz eine SMS zu schicken, wenn man anfängt, aber gut. Gegen 16 Uhr stecke ich probeweise den neuen Router an, aber es kommt kein DSL Signal an, die Lampe am Router blinkt anstatt durchgängig zu leuchten. Laut Auftragsbestätigung wird die Umstellung bis 21 Uhr erledigt sein, also noch ein bisschen Geduld, sage ich zu mir selbst. Gegen 18 Uhr, immerhin Freitag, beschließe ich, doch die Telekom Technik anzurufen, schließlich könnte nach 21 Uhr alles verwaist sein im Callcenter. Da die Wartezeit gemäß Computerstimme 34 Minuten dauern soll nehme ich das Rückrufangebot an. Das klappt, ich spreche mit jemandem, schildere die Situation, werde zwecks Überprüfung in die Warteschleife geschickt, schließlich werde ich gebeten wie vereinbart bis 21 Uhr zu warten.
Unnötig zu erwähnen, dass um 21 Uhr immer noch kein DSL Signal aus der Dose kam, das Blinken der LED Anzeige wurde immer schmerzhafter. Ein erneuter Anruf bei der Technik. Diesmal musste ich neben der Auftrags- und Kundennummer auch mein Geburtsdatum und die Straße angeben. Dann die Frage, ob in meiner Wohnung weitere Telefondosen vorhanden seien, was der Fall ist. Probieren Sie mal aus, ob an einer dieser Dosen das Signal ankommt. Wie bitte, was soll denn das? Ja, es könne sehr wohl sein, dass das Signal an einer anderen Dose als bisher ankomme, er sehe jedenfalls, dass es in der Wohnung ankomme. Probieren Sie es und ich werde Sie in 30 Minuten anrufen und nachfragen. Allerdings kam weder aus einer der anderen Dosen ein das immer quälender werdende Blinken beendendes Signal noch nach 30 Minuten der angekündigte Anruf.
Also rief ich wieder an und hatte den dritten Kollegen des Tages in der Leitung und die dritte Version dessen, was hier schief gelaufen war: der Techniker hat den Anschluss falsch geschaltet. Ja, das könne er erkennen, und ja, das hätte der vorherige Kollege auch sehen können, warum er das nicht gesehen habe, wisse er nicht. Na gut, wann kann der Fehler behoben werden? Nächsten Freitag, das ist der früheste mögliche Termin. Wie bitte? Ja, leider, schneller gehe es nicht. Nochmal ich: Wie bitte, Sie haben einen Fehler beim Anschluss gemacht und nun muss ich eine Woche warten bis Sie den Fehler beheben, kein Telefon, kein Internet, das geht nicht, ich brauche das beruflich usw. Alternativ könne er einen dringenderen Termin von der Disposition anfordern, dann müsse ich darauf vertrauen, dass ich im Lauf der Woche angerufen werde ohne dass jetzt ein fester Termin vereinbart werde, als festen Termin könne er mir nur den Freitag anbieten, also in einer Woche. Moment, also nochmal, ich bestelle bei Ihnen einen neuen Anschluss, der alte wird abgeschaltet, ohne dass ich per SMS benachrichtigt werde, der neue wird angeschaltet wiederum ohne dass ich benachrichtigt werde (wie es eigentlich vereinbart war) und darüber hinaus auch noch fehlerhaft, zweimal bekomme ich vollkommen falsche Informationen bei meinen Nachfragen und nun muss ich ohne feste Terminzusage bis zu einer Woche warten? Leider ist es genau so. Ja, ärgerlich. Ich könne morgen, also am Samstag, zwischen 9 und, so glaube er, 16 Uhr, wieder anrufen und mich mit der Disposition verbinden lassen, um dann einen Termin in der nächsten Woche zu bekommen.
Na gut, mir ist klar, dass heute nichts mehr geht, es ist weit nach 22 Uhr. Ich habe verloren, ich hätte meinen festen Vorsatz, niemals wieder bei der Telekom und niemals am Telefon etwas zu bestellen, durchhalten sollen, selber schuld, ich hätte bereits gegen Mittag anrufen sollen usw., eine Kaskade von Selbstvorwürfen, angefeuert von völliger Hilflosigkeit.
Früh dann, Samstag, Punkt 9, der Anruf bei der Telekom Technik. 4 Minuten Wartezeit und ich komme dran, schildere den Fall und bekomme die Auskunft, dass ich nicht mit der Termindisposition verbunden werden könne, da momentan einfach zu viele Anfragen vorhanden seien und nichts mehr gehe. Moment, das kann nicht sein, die Lage ist so: und ich schildere die Angelegenheit zum xten Mal. Ich höre, wie die Stimme am anderen Ende der Leitung einknickt – haben Sie ein paar Minuten Zeit, ich versuche die Disposition zu erreichen, obwohl ich das eigentlich nicht darf, werde ich es bis zu 10 Minuten klingeln lassen, normalerweise sind mir nur 30 Sekunden erlaubt. Aha, ja ich habe Zeit und warte, die akustische Warteschleifenuntermalung so gut es geht ignorierend. Nach etwa 4 Minuten sagt die Stimme, sie habe eine gute Nachricht für mich, zwischen 10:30 und 11:30 werde ein Techniker zu mir nach Hause kommen und die Anschlüsse ausmessen. Ich glaube es nicht aber es stimmt: zwar kommt niemand, aber ich erhalte zur vereinbarten Zeit einen äußerst freundlichen Anruf, ja, er sehe den Fehler, offenbar habe der Kollege gestern schlicht eine Verbindung falsch geschaltet, das sei der Grund. Tatsächlich kommt das DSL Signal, die LED der Fritz!Box leuchtet klar und hell wie der Stern von Betlehem, und warum hat mich niemand per SMS benachrichtigt gestern und warum hat man mir Blödsinn erzählt und warum hat man in Aussicht gestellt, dass ich eine Woche warten müsse? Das Gespräch ist therapeutisch-versöhnlich, es gäbe eben solche und solche Kollegen und am Ende sagt der Telekom Techniker etwas Ähnliches, was als wiederkehrender Ratschlag auch im Buch der Wandlungen steht: fördernd ist Beharrlichkeit – das war im alten China vor 5000 Jahren auch schon wichtig, ganz ohne Telekom.